Matter beschreibt die Wohltat der demokratischen Lebensordnung mit einem Kinderspiel «zum göisse»: Dr Hansjakobli und ds Babettli
Statt einem fest gefügtes Oben und Unten, das von einem «heiligen Ursprung» (einer «Hierarchie») vorgegeben sei, etabliert die Demokratie die Möglichkeit für einen unblutigen Wechsel der sozialen Stellung. Wer unten ist, hat das Recht zum Protest, und wer oben ist, muss bereit sein, seinen Platz für andere zu räumen.
Matter hängt an die Beschreibung des Spiels zwei moralische Schwänzchen (und sagt später, mindestens eines sei zu viel): Denn es ist nicht so einfach, dass mehr Protest zu mehr Freiheit führt (i wett fasch säge d’wält wär freier“). Rein logisch kann man konstatieren: Mit dieser Formulierung gleitet Matter aus einem Bereich, der sich quantifizieren lässt (das Mass an Protest) in einen Bereich, der eher eine Qualiträt umschreibt: Wie gross die Freiheit ist, lässt sich nur schwer messen, und trotzdem sind die Unterschiede entscheidend für die Lebensqualität.
Fünfzig Jahre nach Matters Tod stellt sich eher – gegen Matters Formulierung – die Frage: Vergrössert die allgegenwärtige Kritik an den Oberen nicht eher die Unfreiheit? Indem sie dazu beiträgt, dass alle nur noch von unten schreien wollen, und es immer schwerer wird, fähige Menschen für vorgesetzte politische Ämter zu finden?
Niklaus von Flüe stellt gegen ein festgefügtes Oben und Unten einer hierarchischen Ordnung nicht das Roulette einer ständigen Revolution. Er schreibt in seinem Brief an die Ratsherren: «Darum sollt ihr schauen, dass ihr einander gehorsam seid.»