Die kleine Schweiz mit ihrer grossen Vielfalt und ihrem starken Minderheitenschutz ist es wert, dass wir über ihre Qualitäten nachdenken und uns für ihre innere und äussere Lebenskraft engagieren. Matters Notizhefte sind voller Gedanken zu seinem Land. Er erzählt von der allzu naturalistischen Aufführung von Schillers Wilhelm Tell in Nottiswil – ohne über die Menschen und ihren feierlichen Ernst zu spotten. Ihr Engagement als Darsteller und als Publikum ist lobenswert. Die Schweiz lebt von diesem Mit- und Gegeneinander im Kleinen, auch gerade von den oft ziemlich hausbackenen Feierlichkeiten auf Gemeindeebene.
Denn wenn der Idealismus sich erhitzt und sich mit den realen Ärgernissen des Alltags vermengt, führt das im besten Fall dazu, dass sich auf dem Wirtshausboden das Blut mit dem Bier vermischt. Im Grösseren könnte das zu viel Schlimmerem führen! Die Schweiz lebt nicht von dem, was der deutsche Dichter ihnen am Ende von seinem Drama in den Mund legt: «Und rufet Heil dem Retter von uns allen!» Solange die Schweiz liebenswert bleibt, vergöttert sie keinen menschlichen Helden. Sie lebt eher von der Fähigkeit, über sich lachen zu können – auch über all das, womit man das eigene Land überhöht und verklärt.
So singt es Mani Matter: si hei dr wilhälm täll uffgführt
Bruder Klaus von Flüe war dankbar, dass er seinen Landsleuten den Frieden vermitteln durfte – und dass sie das am Ende zu schätzen wussten und ihm dafür dankten. Er schreibt ihnen:
«Weisheit ist das Allerliebst, weil sie alle Dinge zum Besten anfängt.»